Montag, 30. Juni 2025

Friedrich Gürtler: Das Leben eines Frankfurter Ganoven von Fred Bauer - Vorstellung

Fred Bauer, ein ehemaliger Kriminalbeamter mit langjähriger Erfahrung bei der Frankfurter Kripo, und sein langjähriger Freund, Krimiautor Peter Ripper, präsentieren in diesem Werk die außergewöhnliche Biografie des legendären Frankfurter Ganoven Friedrich Gürtler (Der Name ist erfunden, basiert aber auf einer wahren Person, um die Nachfahren zu schützen).

Basierend auf historischen Dokumenten zu Gürtlers Werdegang sowie authentischen Kriminalfällen aus Frankfurt, gepaart mit künstlerischen Freiheiten, um Lücken zwischen den Akten zu schließen, zeichnet der Autor Fred Bauer das Porträt eines Mannes, der sich vom Kleinkriminellen der Kaiserzeit zu einem professionellen, aber auch angesehenen Ganoven der 1960er Jahre entwickelte. Sein Begräbnis setzte dieser beispiellosen Karriere ein letztes markantes Ausrufezeichen.

Bauer verwebt seine Schilderungen gekonnt mit ironischen Kommentaren zum Zeitgeschehen sowie persönlichen Reflexionen. Das Buch besticht durch wunderbaren Lokalkolorit; wer also Wert auf Authentizität legt, wird hier fündig.

Ein weiterer Pluspunkt sind die Informationen zur polizeilichen Entwicklung von der Kaiserzeit bis zur Nachkriegszeit.

Fazit: Erbarmen – zu spät! – die Hesse kommen! Wer historische Kriminalfälle liebt, vor allem aus Frankfurt und mit Handkäs und Ebbelwoi etwas anfangen kann, wird hier nichts falsch machen.


Fred Bauer, ein ehemaliger Kriminalbeamter mit langjähriger Erfahrung bei der Frankfurter Kripo, und sein langjähriger Freund, Krimiautor Peter Ripper, präsentieren in diesem Werk die außergewöhnliche Biografie des legendären Frankfurter Ganoven Friedrich Gürtler



Samstag, 28. Juni 2025

Ein stummer Hund will ich nicht sein Der Apfelpfarrer Korbinian Aigner. Ein Porträt von Gerd Holzheimer - Rezensionsexemplar

 Der "Apfelpfarrer" Korbinian Aigner hat als einer der Ersten die Gefahren des Nationalsozialismus erkannt. Im Jahr 1923 besuchte er aus Interesse eine NSDAP-Veranstaltung, bei der er eine Rede Adolf Hitlers hörte. Diese Begegnung prägte ihn nachhaltig, und von da an widersetzte er sich aktiv der nationalsozialistischen Ideologie.

Nach dem Attentatsversuch Georg Elsers am 8. November 1939 nutzte Aigner den Religionsunterricht am folgenden Tag, um über das fünfte Gebot („Du sollst nicht töten“) zu diskutieren. Dabei erklärte er: „Ich weiß nicht, ob das Sünde ist, was der Attentäter im Sinn hatte. Dann wären halt vielleicht eine Million Menschen gerettet worden.“ Diese Äußerung brachte ihn nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt in das Konzentrationslager Dachau.

Wer war dieser mutige Mann, den das KZ nicht brechen konnte und der es in dieser lebensbedrohlichen Umgebung geschafft hat, mehrere Apfelsorten zu züchten? Das Buch „Ein stummer Hund will ich nicht sein“ aus dem Allitera Verlag, geschrieben von Gerd Holzheimer, beleuchtet das Leben und das Umfeld dieses Mannes.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen; die kurzen Kapitel lassen sich sehr gut lesen. Die einzelnen Kapitel werden durch Fotografien oder Bilder ergänzt. Jedes Kapitel beginnt mit einem von Aigners Apfelbildern.

Gerd Holzheimer betrachtet nicht nur Korbinian Aigner, sondern versucht ein umfassendes Bild zu zeichnen: vom Pfarrer, seinem Heimatort, dem KZ, den Mitinsassen und auch über die Zeit danach. Diese Mischung macht das Buch zu einem interessanten Schatz an Wissen, aber führt auch dazu, das es stellenweise leider an Tiefe fehlt. Auch fehlt mir ein "persönlicher" Teil wie Interviews mit Zeitzeugen oder Nachfahren.

Fazit: Auch wenn von den gezüchteten Apfelsorten wenige bis keine (wird im Buch erklärt) heute noch bekannt sind, ist das ein ausdrucksstarkes Bild. Ein Pfarrer züchtet an einen von Gott verlassenen Ort neue Apfelsorten. Der Mut von Korbinian Aigner kann uns allen als Vorbild dienen.


Der "Apfelpfarrer" Korbinian Aigner hat als einer der Ersten die Gefahren des Nationalsozialismus erkannt. Im Jahr 1923 besuchte er aus Interesse eine NSDAP-Veranstaltung, bei der er eine Rede Adolf Hitlers hörte. Diese Begegnung prägte ihn nachhaltig, und von da an widersetzte er sich aktiv der nationalsozialistischen Ideologie.




Donnerstag, 26. Juni 2025

Die Goldene Schreibmaschine von Carsten Henn

Emily liebt Bücher und vor allem die Bibliothek, in der ihre Oma arbeitet (keine geringere als die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar). Doch es gibt in der Bibliothek einen geheimen Raum, eine eigene Bibliothek mit einer geheimnisvollen Schreibmaschine, die jedes jemals geschriebene Buch umschreiben und somit das Schicksal der Menschheit verändern kann. Emily kommt dem Geheimnis dieser Bibliothek auf die Spur, doch ihr skrupelloser Lehrer Dresskau ist ihr auf den Fersen und will die Macht der Schreibmaschine für sich und seine dunklen Pläne nutzen.

Die Grundidee mit einer Schreibmaschine in einem geheimen Raum mitten in einer berühmten Bibliothek hat mir sehr gut gefallen, leider war die Umsetzung nicht so gut. Der Lehrer ist völlig überzeichnet; hier ist der Autor Carsten Henn leider über das Ziel hinausgeschossen. Anfangs lassen sich die Änderungen, die Emily in den Büchern vornimmt völlig nachvollziehen, z.B. Bücher, die nicht mehr verfilmt werden, weil das Ende verändert wurde. Mit dem Fortschreiten der Geschichte ändert sich das aber, und die Änderungen sind gefühlt völlig wahllos und die „Magie“ geht verloren, und das Ende wirkt erzwungen.

Fazit: Jeder Buchliebhaber kennt die Magie, die Bücher auf uns haben, ich denke auch, das Bücher unser Denken und Handlungen beeinflussen. Hier ist Carsten Henn aber über das Ziel hinausgeschossen, diese Massage zu übermitteln. Als Kinderbuch vielleicht okay, wobei es eine Stelle im Buch gibt (ACHTUNG SPOILER), die ich sehr grenzwertig finde. Der Lehrer bricht mit zwei seiner Schüler auf einen Friedhof ein, stört die Totenruhe und erpresst sie quasi mit "guten Noten", was soll das einem jungen Leser vermitteln und welche Gefahren lauern darin...


Emily liebt Bücher und vor allem die Bibliothek, in der ihre Oma arbeitet (keine geringere als die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar). Doch es gibt in der Bibliothek einen geheimen Raum, eine eigene Bibliothek mit einer geheimnisvollen Schreibmaschine


Mittwoch, 25. Juni 2025

Die Patisserie am Münsterplatz – Zeitenwandel von Charlotte Jacobi

Straßburg im Jahre 1893. Der Deutsch-Französische Krieg ist vorbei, dennoch ist von Versöhnung nicht viel zu spüren. In diesen herausfordernden Zeiten beschließt die Patisserie-Familie Tritschler, Stuttgart zu verlassen und sich in Straßburg niederzulassen, um dort eine Patisserie zu eröffnen. Besonders die noch recht unerfahrene, junge Ida widmet sich mit Leidenschaft der neuen Aufgabe. Doch die Familie hat nicht mit den Picards gerechnet, deren traditionsreiches Café sich direkt in der Nachbarschaft befindet. Die beiden Familien verbindet nicht nur die Liebe zu Feingebäck und Leckereien...


Ich habe das Buch gelesen, weil ich für ein paar Tage in Straßburg war und generell versuche, meinen Urlaub mit Büchern zu untermalen, die am Urlaubsort spielen. Leider ist die Geschichte meinen Ansprüchen nicht gerecht geworden.

Die Story ist vorhersehbar und schlicht. Das Lokalkolorit ist sehr nett, aber mir persönlich fehlt es an der Liebe zu Details, die ein gutes Lokalkolorit ausmachen. Stellenweise hatte ich sogar das Gefühl, es wurde eins zu eins aus einem Reiseführer bzw. Geschichtsbuch zitiert. Auch die Figuren sind uninteressant gezeichnet; es fehlen Ecken und Kanten.

Fazit: leider ziemlich vorhersehbar. Schade.


Straßburg im Jahre 1893. Der Deutsch-Französische Krieg ist vorbei, dennoch ist von Versöhnung nicht viel zu spüren. In diesen herausfordernden Zeiten beschließt die Patisserie-Familie Tritschler, Stuttgart zu verlassen und sich in Straßburg niederzulassen.


Sonntag, 22. Juni 2025

Der letzte Orphan von Gregg Hurwitz

Eine schwer bewaffnete Spezialeinheit in voller Schutzmontur, ein Konvoi gepanzerter Einsatzfahrzeuge, Hubschrauber – die Maßnahmen hätten kaum drastischer sein können. Die Szenerie erinnerte eher an einen Militäreinsatz als an die Festnahme eines einzigen Mannes: Evan Smoak alias Orphan X.

Der 8. Band der Reihe knüpft nahtlos an die Geschehnisse des Vorgängers an: Als Evan Smoak seine Freundin Mia im Krankenhaus besuchen will, wird er von einer schwer bewaffneten Spezialeinheit gefasst. Evan bekommt eine Chance, aus dieser Situation zu entkommen. Als Orphan X soll er der Präsidentin der USA bei ihren politischen Interessen helfen und einen zweifelhaften Milliardär liquidieren.

Leider konnte der Band nicht an die Stärken seines Vorgängers anknüpfen; die Story ist stellenweise sehr zäh, die Lösung ist lapidar, und richtig Action kommt auch nicht auf.


Eine schwer bewaffnete Spezialeinheit in voller Schutzmontur, ein Konvoi gepanzerter Einsatzfahrzeuge, Hubschrauber – die Maßnahmen hätten kaum drastischer sein können. Die Szenerie erinnerte eher an einen Militäreinsatz als an die Festnahme eines einzigen Mannes: Evan Smoak alias Orphan X.


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