Samstag, 30. September 2023

Die Buchverliebten von Anja Baumheier - Rezension

Ole Oevermann ist Buchhändler aus Leidenschaft, die Liebe zur Literatur ist sein ein und alles. Leider läuft seine kleine Buchhandlung in der Lübecker Altstadt mehr schlecht als recht. Anders als Ole hat Gesa kein Interesse an Büchern und Literatur. Seit ihre große Liebe Onni, ein finnischer Schriftsteller, starb, hat Sie Bücher aus ihren Leben verbannt. Gesa steht kurz davor, ihre Stelle bei einer Versicherung zu verlieren, wenige Jahre vor ihrer Rente steht sie vor dem Nichts. Ausgerechnet jetzt begegnet sie Ole.

"Die Buchverliebten" von Anja Baumheier, erschienen im Kindler Verlag, ist eine Geschichte über die Liebe zu Büchern und den Mut, niemals aufzugeben. Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich. Die vielen Zitate berühmter Autoren, das Wissen um aktuelle Autoren und weitere kleine Details zeigen, dass sich die Autorin in der Welt der Literatur auskennt und heimisch ist. Leider bin ich mit Gesa nicht richtig warm geworden, oft wirkt sie etwas planlos und ihre Art hat mir einfach nicht gefallen. Auch ihren Job der Versicherung fand nicht überzeugend beschrieben. Ole hingegen ist mir sofort ans Herz gewachsen. Hätte ich gewusst, dass die Stadt Lübeck so präsent im Buch ist, hätte ich die Geschichte erst gelesen, wenn ich oben im Norden bin, was überhaupt nicht negativ gemeint ist. Wer eine spannende Geschichte erwartet, wird sicherlich enttäuscht werden, wer sich aber auf eine literarische Reise begeben möchte, und den Geschmack von Marzipan mag, wird mit diesem Werk seine Freude haben.

Fazit: Zitate, Marzipan und Liebe, ein Wohlfühlbuch, das uns die Liebe zur Literatur noch näher bringen kann.

4 von 5 Sterne



Freitag, 29. September 2023

Kalter Sog: Ostsee von Karen Kliewe - Rezensionsexemplar

Das Buch „Kalter Sog: Ostsee“ von Karen Kliewe ist bereits der 4. Fall der Journalistik-Studentin Johanna Arnold.

Eigentlich befindet sich Anna mit ihrer Mitbewohnerin Marie im Urlaub, als sie mitbekommt, dass der Sohn der liebenswürdigen Pensionsbetreiberin verschwunden ist und seine Familie in Stich gelassen hat. Sie kann es nicht glauben, dabei deutet alles darauf hin, dass dieser nach Portugal abgehauen ist. Doch irgendetwas stört Anna an der Geschichte und sie beginnt nachzuforschen und kommt einem dunklen Geheimnis auf der Spur. Der Schreibstil ist sehr detailreich, dennoch lässt sich das Buch sehr gut lesen, ohne dass Langeweile aufkommt. Stellenweise hat man das Gefühl, selbst an der Ostsee zu sein und das Geschehen von der Ferne aus zu beobachten. Die Autorin schafft es, die Spannung bis zur letzten Seite aufrechtzuerhalten. Leider fand ich aber an ein paar Stellen Anna etwas „nervig", besonders an den Stellen, an denen Sie versucht hat, der Polizei zu erklären, wie sie ihren Job zu machen haben. Die erfahrenen Polizisten wirken neben Anna ein wenig blass. Ein Vorwissen aus den bereits erschienen Büchern ist nicht nötig.

Fazit: Buch einpacken und ab an die Ostsee, dort warten sicher noch viele dunkle Geheimnisse auf Anna

4 von 5 Sternen



Donnerstag, 28. September 2023

Feuer von Maria Pourchet - Rezension

Laure und Clément könnten nicht unterschiedlicher sein. Laure ist verheiratet, Mutter zweier Kinder und Dozentin an einer Pariser Universität. Die Last der Kompromisse, die in ihrem Leben eingehen muss, erdrückt sie. Clément ist 50 Jahre alt, hat einen guten Job bei einer französischen Bank, joggt morgens an der Seine und unterhält sich abends mit seinem Hund, den er liebevoll Papa nennt. Er ist Single und seine Ängste bestimmen sein Leben. Als beide sich begegnen, entfachen sie ein Feuer, das alles zu verschlingen droht.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht beider Protagonisten erzählt. Der Titel "Feuer" lässt sich nicht nur auf die Affäre der beiden Protagonisten beziehen, sondern kommt unterschwellig auch öfters im Buch vor (z.B. Laures Tochter Véra, die für das Feuer des Feminismus brennt). Die Geschichte ist spannend geschrieben, mehr als einmal hätte ich Laure und Clément gerne geschüttelt. Das Buch beherrscht die Balance zwischen langsamen Textabschnitten, wo wenig passiert und Stellen, an denen wir das Buch nicht weglegen wollen, weil so viel mit den Figuren passiert und wir als Leser unbedingt erfahren wollen, wie es weitergeht.
Fazit: Das Buch blickt in die Seelen zweier Menschen, die jeder auf seine Weise etwas anderes vom Leben erwartet haben und im Grunde einsam sind. Die Autorin Maria Pourchet beherrscht die Kunst des Erzählens.

5 von 5 Sterne



Montag, 18. September 2023

Der Berater von Bentley Little - Rezension

Regus Patoff ist ein Unternehmensberater und soll das Unternehmen CompWare vor dem Untergang retten. Anfangs ist der seltsame Berater nur etwas nervig, doch nach und nach gewinnt der Berater soviel Macht, dass dieser zum eigentlichen Chef im Unternehmen aufsteigt. Nach und nach veranlasst er einschneidende Veränderungen im Unternehmen und schnell wird klar, dass Regus Patoff alles andere ist als ein normaler Berater!

Der Autor Bentley Little versteht es, die Protagonisten so zu beleben, dass man sich ohne weiteres mit ihnen identifizieren kann und mit ihnen leidet. Anfangs fängt alles vergleichsweise harmlos an, um dann in einer Spirale von sinnloser Gewalt zu enden. Die Geschichte wandelt sich von einem Thriller hin zum blanken Horror und ist stellenweise sogar recht eklig. Das Buch überspitzt das Vorgehen moderner Unternehmensberatungen bis ins Groteske und kann als Satire auf die moderne Arbeitswelt gesehen werden. Leider hat mir das Ende nicht so gut gefallen, da dieses völlig übertrieben war.

Fazit: Regus Patoff - ein Berater direkt aus der Hölle!

4 von 5 Berater




Sonntag, 17. September 2023

Sisi von Karen Duve - Rezension

Wer war Sisi wirklich ?

Wir alle kennen sicher die Sisi Filme mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm, doch inzwischen wissen wir, dass dieses Bild der Kaiserin von Österreich längst überholt ist. Sisi war intrigant und wusste ihre Schönheit sowie ihre Stellung in der Gesellschaft gezielt auszunutzen. Vor allem die Sisi, die in dieses Buch zeigt, beherrscht dies meisterlich. Was mir jedoch weniger bekannt war, dass die Kaiserin eine begeisterte Pferdeliebhaberin war und eine Leidenschaft für wilden Reitjagden hatte. Das Buch handelt von der Episode in Sisis Leben, in der sie ihre reisefreudige Nichte Marie Wallersee zu sich nach Ungarn einlädt, um diese in ihren Bann zu ziehen.

Die Autorin Karen Duve hat ausgiebig recherchiert, wer sich nach der Lektüre die Mühe macht, die Fakten zu googlen, wird dies bestätigen können, es ist alles wahr und belegt. Für mich war das Buch aber zu Pferde schwierig, ich habe mit Pferden, obwohl sie wunderbare Tiere sind und mit der Jagd nichts am Hut haben. Wie bereits beschrieben, ist alles belegt, mir hat aber der künstlerische Freiraum der Autorin gefehlt, stellenweise liest sich das Buch eher wie ein trockenes Sachbuch, als ein Roman.

Fazit: Ein Sisi-Roman, der für mich ein neues Bild auf die Kaiserin geworfen hat, aber nicht im Gedächtnis bleiben wird.

3 von 5 Sterne