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Samstag, 3. August 2024

Alles, was wir geben mussten von Kazuo Ishiguro - Rezension

Das Internat Hailsham präsentiert sich zunächst als ein idyllischer Ort im Herzen Englands, mit weitläufigen Sportanlagen und einladenden Klassenzimmern, wo Jungen und Mädchen in separaten Schlafgemächern untergebracht sind. Doch Hailsham ist kein gewöhnliches Internat. Hinter der Fassade der Normalität verbirgt sich eine ungewöhnliche Realität:

Die Lehrkräfte, die hier nicht Lehrer, sondern Aufseher genannt werden, vermitteln den Schülern, dass sie für ein außergewöhnliches Schicksal vorgesehen sind. Diese tief verwurzelte Überzeugung bildet das Band, das Kathy, Ruth und Tommy durch die turbulenten Zeiten der Pubertät und die Irrungen und Wirrungen der ersten Liebe zusammenhält. Doch schon bald beginnt das Band sich zu lösen, und die Gruppe muss sich ihrem auferlegten Schicksal stellen. Als Leser erhalten wir von Kathy, die noch nicht einmal 30 Jahre alt ist, einen Einblick in ihr Leben als Betreuerin und ihre Jugend in Hailsham. Kathy steht kurz davor, selbst bald Spenderin zu werden, und genau dieser persönliche Einblick macht das Buch so spannend. Anfangs hatte ich Probleme, in die Geschichte zu kommen, da ich mit dem „Spenden“ und drum herum nichts anfangen konnte und was es letztendlich bedeutet, war aber dann völlig gefesselt. Der Autor schafft es, obwohl wir das Ende schon früh erahnen können, die Spannung und das Drama bis zur letzten Seite aufrecht zu erhalten. Ich persönlich liebe Bücher, die einen zum Nachdenken anregen und dieses Buch schafft genau das. Die Geschichte bleibt im Kopf und wirkt nach. Was ich ein wenig bemängel, ich hätte gerne mehr über die Gesellschaft und die Hintergründe des "Spendens" erfahren.

Fazit: ein Coming of Age Roman, der in einer besonderen Umgebung und Setting spielt und den man nicht so schnell vergisst.

Mittwoch, 26. Juli 2023

Klara und die Sonne von Kazuo Ishiguro - Rezension

Klara ist etwas Besonderes. Sie ist nicht so wie du und ich. Sie ist eine künstliche Intelligenz, die dazu entwickelt wurde, Jugendlichen auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben eine Begleiterin zu sein. Von ihrem Platz im Schaufenster eines Geschäfts aus beobachtet sie aufmerksam das Verhalten der Menschen und ihrer Umwelt, insbesondere die Sonne hat es Ihr angetan, denn für Klara bedeutet sie nicht nur Energie sondern auch Leben. Klara hofft, dass bald ein junger Mensch vorbeikommt und sie auswählt. Als schließlich ein Mädchen sie mit nach Hause nimmt, wird für Klara ein Traum wahr, doch im Leben der Menschen ist nicht immer alles eitel Sonnenschein.

Was für ein Buch! Der Autor Kazuo Ishiguro nimmt uns mit in eine gar nicht so weit fortgeschrittene Zukunft, in der Eltern zwei Möglichkeiten haben, ihr Kind einer Gentherapie unterziehen, welche mit erheblichen Nebenwirkungen einher gehen kann, damit es klüger wird als andere. Die dann „gehobenen“ Kinder, können die besten Schulen des Landes besuchen, oder man lässt mein Kind „normal“ aufwachsen.

Das Buch "Klara und die Sonne" von Kazuo Ishiguro ist kein Science Fiction Roman. Dem Leser bleiben die Funktionsweisen der KI sowie die Beweggründe verborgen, aber das will der Roman auch nicht sein. Der Autor hat eine Geschichte erschaffen, die uns zeigt, wozu KI eingesetzt werden kann. Die KI Klara zeigt sich menschlicher als die Menschen in diesem Buch. Die Geschichte wird aus Sicht von Klara erzählt, wir lernen nach und nach die Charaktere sowie die Denkweise der KI kennen. Der Schreibstil ist flüssig und gut strukturiert.

Fazit: Ich wollte das Buch nicht aus der Hand legen, eins meiner Lese Highlights 2023. Das war mein erstes Buch von Kazuo Ishiguro aber nicht mein letztes.

5 Sterne +