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Freitag, 8. März 2024

Der Revolver von Fuminori Nakamura - Rezension

In “Der Revolver” des japanischen Schriftstellers Fuminori Nakamura entfaltet sich eine faszinierende Geschichte aus einer denkbar einfachen Ausgangssituation: Ein Student entdeckt an einem regnerischen Tag in Tokio unter einer Brücke eine Leiche. Neben dem Toten liegt ein Revolver, den der junge Mann ohne zu zögern einsteckt. Diese scheinbar banale Handlung verändert alles für ihn. Plötzlich ist er gut gelaunt, voller Energie und genießt das Wissen um die Waffe und ihre Möglichkeiten. Sein innerer Monolog verdeutlicht seine Entschlossenheit: „Eines Tages würde ich den Revolver benutzen. Daran zweifelte ich keine Sekunde mehr.“

Der Protagonist, der Student Nishikawa, kann sich der Faszination für den Lawman MK III 357 Magnum CTG nicht entziehen. Er reinigt die Waffe, versteckt sie in seiner Wohnung und freut sich darauf, zu ihr zurückzukehren und sie zu betrachten. Die Beschreibung, wie er den Revolver immer wieder poliert und Seidentücher verwendet, um ihre Schönheit hervorzuheben, verleiht dem Objekt fast eine erotische Aura. Selbst die Frage, ob er nun Sex mit einem Mädchen haben oder lieber zu seinem Revolver zurückkehren sollte, verdeutlicht seine Obsession.

Doch die äußere Welt dringt in Nishikawas Leben ein: Durch den Revolver ist ein Mensch gestorben, und die Polizei vermutet einen Yakuza-Mord. Obwohl keine Waffe am Fundort der Leiche gefunden wurde, gerät Nishikawa ins Visier der Ermittler. Der Besitz des Revolvers bedeutet, dass jeder Tag von der Möglichkeit seines Gebrauchs aufgeladen ist, bis der richtige Zeitpunkt gekommen sein würde, um abzudrücken. Früh fantasiert Nishikawa über den Einsatz der Waffe – zunächst in alltäglichen Situationen, später malt er sich aus, wie er eine Frau erschießt.

Am Ende bleibt die zentrale Frage: Kann eine Waffe einen Menschen zum Mörder machen?