Dienstag, 23. April 2024

Gib Sie mir zurück von Maria Lengemann - Rezensionsexemplar

 Maria Lengemanns Werk “Gib Sie mir zurück” entfaltet eine eindringliche Erzählung, die den Leser in den Bann zieht. Zwei Fahrzeuge, zwei Richtungen – ein Moment, der das Leben der Hauptfigur Sarah für immer verändert. Nach einem tragischen Autounfall begibt sie sich auf die Suche nach dem Unfallverursacher, der das Leben ihrer Tochter genommen hat. Doch welche Entscheidungen wird sie treffen, wenn sie ihn findet? In ihr wächst ein Gedanke, der so verstörend ist, dass er ihr selbst Angst einflößt.


Als Vater einer kleinen Tochter konnte ich mich stellenweise tief in die Geschichte hineinversetzen. Nicht nur die Vorstellung, das eigene Kind zu verlieren, sondern auch die weiteren Themen, die in der Content-Warnung am Ende des Buches angesprochen werden, haben mich emotional berührt. Diese Angst begleitet den Leser konstant durch das gesamte Buch.

Der Grundgedanke, Rache für das verlorene Kind zu nehmen, ist faszinierend. Dennoch hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass die verstorbene Tochter der Protagonistin sowie ihr Partner im Laufe der Zeit immer wieder ausgetauscht werden. Das geführte Doppelleben wirkt an manchen Stellen unglaubwürdig. Ein klarer, zeitlicher Überblick wäre hilfreich gewesen – vielleicht hätte eine Datumsangabe am Anfang jedes Kapitels hier Abhilfe geschafft. Die zwischen den Kapiteln eingestreuten Passagen haben mir hingegen sehr gut gefallen, da sie am Ende alles aufklären und den Leser mit einem nachhaltigen Eindruck zurücklassen.



Montag, 22. April 2024

NTOXIKATION. Chemie der Illusionen von Kristina Schippling und Matthias A. K. Zimmermann - Rezensionsexemplar

Kara Kowalski, eine renommierte Malerin, lebt ein toxisches Künstlerleben in Berlin, geprägt von Drogentrips und Wutausbrüchen. Sie kreiert ihre Kunstwerke mit giftigen und außergewöhnlichen Substanzen. Als sie ihren Ex-Freund irrtümlich für einen Eindringling hält, tötet sie ihn. Jetzt stellt sich für Kara eine Frage: Was tun mit der Leiche? Kara hat eine Idee, wie sie die Leiche los wird. Zu blöd nur, dass eine erpresserische Videoaufnahme auftaucht und sie in die Enge treibt. Kara plant die perfekte Vergeltung auf eine ungewöhnlich kreative Art – aber dann kreuzt Malina ihrer Nachbarin den Weg. Plötzlich ist nichts mehr so, wie es vorher war.

Zuerst einmal: was für ein Buch! Beschrieben wird dieses Werk als Psychothriller, doch dies wird diesem Werk nicht gerecht. Vielmehr ist es ein Genre-Mix aus diversen Katz und Maus spielen, Krimi, Thriller, Fantasy, Spukgeschichte und weiteren Elementen. Die Handlung ist originell und die Charaktere sind ausgereift. Die Autoren Kristina Schippling und Matthias A. K. Zimmermann vermischen Realität, Kunst und Literatur mit einem Hauch Kritik an der Buchwelt und Formen. So ein meisterhaftes Werk, dass ich in dieser Form noch nicht gelesen habe. Die Seiten lassen sich flüssig lesen und dennoch ist es kein Buch für zwischendurch. Man muss sich auf die Geschichte einlassen. Leider werden nicht alle Fragen geklärt, z.B. ACHTUNG SPOILER: wie wurde das Buch "unendliche Buch" erschaffen, oder was wird am Ende aus Kara, aber vielleicht ist in Wirklichkeit alles ganz anders.

Fazit: Ein Buch ganz weit weg vom Mainstream. Wer mal etwas komplett anderes lesen will, wird hier fündig.


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Dienstag, 9. April 2024

Die Brandung – Moorengel von Karen Kliewe - Rezensionsexemplar

Karen Kliewes Roman “Die Brandung – Moorengel” entführt uns in das deutsch-dänische Grenzgebiet der Flensburger Förde. Hier begegnen wir Fria Svensson, der Leiterin des dänischen Museums für Archäologie. Ein mysteriöser Fund erreicht sie: ein skelettierter menschlicher Finger, entdeckt im nahegelegenen Thorsberger Moor, einem uralten Opferplatz. Doch die Knochen sind eindeutig neueren Datums. Fria zieht die deutsche Polizei in Norgaard hinzu. Das Team um Hauptkommissar Ohlsen stößt auf sechs Moorleichen mit eingeritzten, rätselhaften Zeichen auf ihren nackten Körpern. Handelt es sich hier um das Werk eines Serientäters? Die eilig gegründete SOKO Bog Body nimmt die Ermittlungen auf, und Frias Fachwissen ist gefragt. Zeitgleich geht bei der Polizei eine Vermisstenmeldung ein: Die siebenjährige Tilda ist verschwunden, von ihrer überforderten Mutter viel zu spät bemerkt. Hauptkommissar Ohlsen weiß, dass jetzt jede Minute zählt.

Der Auftakt dieses Romans ist fesselnd! Obwohl ich einen Moment benötigte, um mich in die Geschichte einzufinden, war ich bald darauf gefangen. Die Seiten lassen sich flüssig lesen, und die Protagonisten sind von Anfang an sympathisch – einzig Fria bereitete mir anfangs ein paar Schwierigkeiten, da ich mich erst an ihre Art gewöhnen musste. Während des gesamten Buches fragte ich mich, wie die Vermisstenmeldung der kleinen Tilda mit den Leichenfunden im Moor zusammenhängt. Besonders beeindruckte mich die realistische Polizeiarbeit, bei welcher der Zufall eher in den Hintergrund tritt. Als Leser ermitteln wir Seite an Seite mit den Ermittlern. Die Auflösung ist schlüssig und sehr gut erdacht, aber am Ende empfand ich eine Art Hassliebe zum Buch (im positiven Sinne)

Fazit: Lesen!

4,5 Sterne



Montag, 8. April 2024

Firmin - Ein Rattenleben von Sam Savage - Rezension

Firmin ist keine gewöhnliche Ratte. Er ist ein Bewohner der literarischen Welt, geboren in den Tiefen eines Buchladens als das 13. Kind von einem Wurf. Seine Anfänge sind geprägt von Entbehrungen, da er mit seinen 12 Geschwistern um Nahrung und Wasser konkurrieren muss. In seiner Not beginnt er, Buchseiten zu verzehren und entdeckt dabei seine Fähigkeit, die Buchstaben zu lesen. Von da an entwickelt er einen unstillbaren Hunger nach Literatur und verschlingt jedes Buch, das er in die Pfoten bekommt.

Mit der Zeit löst sich seine Familie auf, seine Geschwister verlassen das Nest und auch seine Mutter verschwindet. Firmin bleibt allein zurück und muss sich in einer gefährlichen Welt behaupten. Doch seine Liebe zur Literatur bleibt unerschütterlich und führt ihn schließlich zu einem Schriftsteller.

Dieser Roman ist eine faszinierende Erzählung über die transformative Kraft der Literatur und die Einsamkeit eines Außenseiters in einer unbarmherzigen Welt. Es ist eine Geschichte, die sowohl Herz als auch Verstand anspricht und den Leser dazu einlädt, die Welt durch die Augen eines ungewöhnlichen Protagonisten zu sehen. Besonders haben mir die unzähligen literarischen Anspielungen gefallen, sowie die Versuche, welche Firmin unternimmt, um mit den Menschen in Kontakt zu treten.
Firmin spricht die Leser persönlich an und schafft so gleich von Anfang an eine tiefe Verbundenheit.

Fazit: Wer Bücher liebt, muss dieses Buch lesen. Firmin - eine Ratte zum Liebhaben.





Sonntag, 7. April 2024

Gullivers Reisen von Jonathan Swift - Vorstellung

Das Buch Gullivers Reisen vom irischen Schriftsteller, Priester und Politiker Jonathan Swift besteht aus vier Teilen und wurde 1726 veröffentlicht.

Die vier Teile des Werks führen uns auf die folgenden Reisen:
Reise nach Liliput: Hier landet der Protagonist Lemuel Gulliver auf einer Insel, die von winzigen Liliputanern bewohnt wird. Er wird von den sechs Zoll kleinen Bewohnern gefesselt und in ihre Stadt gebracht. Die anschauliche Erzählweise und die skurrilen Begegnungen machen diesen Teil zu einem Klassiker der Weltliteratur.

Reise nach Brobdingnag: In diesem Abschnitt verschlägt es Gulliver ins Land der Riesen. Hier ist er selbst der Winzling und muss sich mit den gigantischen Bewohnern auseinandersetzen. Der Kontrast zwischen dem ersten und zweiten Teil ist sehr interessant und es werden gesellschaftliche Missstände kritisiert.

Reise nach Laputa, Balnibarbi, Luggnagg, Glubbdubdrib und Japan:
Gulliver erkundet exotische Orte, geheimnisvolle Länder und fliegende Inseln. Diese Reise hat viele satirische Elemente, besonders das Zusammentreffen mit skurrilen Wissenschaftlern.
Reise in das Land der Houyhnhnms: In diesem letzten Teil gelangt Gulliver auf eine Insel, die von intelligenten Pferden, den Houyhnhnms, bevölkert und regiert wird. Doch auf der Insel befindet sich noch eine menschenähnliche Rasse, die bei weiten nicht so weit entwickelt ist, wie die Realität der vermeintlich vernünftigen und zivilisierten Menschen.

Die Houyhnhnms verabscheuen die "unzivilisierten Menschen" und diskutieren offen darüber, diese auszulöschen. Für mich war dieser Teil der Reisen einer der schwächsten. Nicht nur, dass Gulliver immer "Pferde ähnlicher wird", er selbst distanziert sich von der anderen Menschenrasse und dann auch am Ende von seiner Familie.
Fazit: Teil eins und zwei gehören für mich zur den Klassiker der Weltliteratur, ab Teil 3 nahm für mich die "Magie" der Geschichten merklich ab, und durch den vierten Teil musste ich mich stellenweise quälen.



Samstag, 6. April 2024

Wunderkind von Michael Lengemann - Rezensionsexemplar

Joshua Stewart, ein 24-jähriges Genie mit zwei Doktortiteln und einer Professur an der Universität von Seattle, ist eine beeindruckende Erscheinung auf dem Campus. Seine charismatische Präsenz und sein beeindruckender akademischer Hintergrund machen ihn zu einer dominierenden und anziehenden Figur im Universitätsleben. Doch als an der Universität mysteriöse Todesfälle auftreten, wird die junge Ermittlerin Penelope Hamilton auf eine beunruhigende Wahrheit aufmerksam: Beweise verschwinden spurlos, offensichtliche Hinweise werden ignoriert und erfahrene Polizisten scheinen Anfängerfehler zu machen. In einer Atmosphäre der Isolation und des wachsenden Misstrauens muss Penny herausfinden, welche Rolle das Wunderkind Joshua in diesem düsteren Szenario spielt.


Als Leser erfahren wir schnell, wie Joshua es schafft, seine Mitmenschen in seinen Bann zu ziehen und können schnell erahnen, wieso Penny davor verschont bleibt. Die Karten liegen für uns Leser offen auf dem Tisch. Die Stärke in diesem Buch liegt also im Katz- und Mausspiel zwischen Joshua und Penny.
Die Seiten lassen sich flüssig lesen. Was ich aber sehr schade fand, das ein Handlungsstrang nicht zu Ende erzählt wird, ACHTUNG SPOILER: Ich hätte gerne erfahren, wie Joshuas Freundin mit der Situation umgeht, ob sie sich ausgenutzt fühlt etc. Der Epilog gibt zwar einen kleinen Einblick, aber da dieser Handlungsstrang im Buch so präsent war, hätte ich mir hier mehr gewünscht. Auch beim Showdown habe ich mir mehr erhofft.

Fazit: Ein solider Thriller mit einem Setting, welches man nicht oft liest. Ich werde den Autor weiter im Auge behalten.



Freitag, 5. April 2024

Moby Dick von Herman Melville - Vorstellung

Der Roman "Moby Dick" von Herman Melville erzählt die Geschichte von Ismael, einem jungen Mann, der sich auf einem Walfangschiff namens Pequod anheuert. Kapitän Ahab, der von einem unbändigen Hass getrieben wird, hat es auf einen einzigen Wal abgesehen: Moby Dick. Einen riesigen, weißen Pottwal, der ihm einst sein Bein abgebissen hat. Ahabs Besessenheit und sein Rachedurst treiben die Pequod und ihre Mannschaft auf eine monatelange Reise über die Weltmeere.

"Moby Dick" gilt als eines der bedeutendsten Werke der amerikanischen Literatur. Der Roman ist eine vielschichtige Erzählung, die auf verschiedenen Ebenen interpretiert werden kann. Er befasst sich mit Themen wie Rache, Besessenheit, dem Kampf zwischen Mensch und Natur und dem Wesen des Bösen.

"Moby Dick" ist ein anspruchsvoller Roman, der aber stellenweise sehr trocken ist. Wir Leser erfahren viel über Technik und Grauen des Walfangs und über das Leben auf hoher See.

Das Buch ist voller Abenteuer, Spannung und Symbolik.

Oft reichen nur ein paar Wörter aus um uns in seinen Bann zu ziehen: Nennt mich Ismael...



Montag, 25. März 2024

Arsène Lupin - Der blaue Diamant von Maurice Leblanc - Hörbuch

Mysteriöse Ereignisse um einen blauen Diamanten entfalten sich, eine rätselhafte blonde Dame taucht an verschiedenen Schauplätzen auf, jeweils mit unterschiedlichen Identitäten, und dann geschieht ein Mord. Inspektor Ganimard von der Pariser Polizei ist fest davon überzeugt, dass der berüchtigte Arsène Lupin hinter all dem steckt. Anfangs wird diese Annahme von seinen Kollegen und Vorgesetzten als Obsession abgetan, bis Lupin selbst seine Beteiligung bestätigt - zumindest teilweise. Als unbeteiligter Beobachter könnte man nun skeptisch eine Augenbraue hochziehen: Könnte der Gentleman-Dieb Lupin tatsächlich auch ein gewöhnlicher Mörder sein? Da die Polizei nicht in der Lage ist, den Dieb zu fassen, engagiert eine Gruppe von Lupins Opfern den einzigen Mann, der es mit Lupin aufnehmen kann: den Londoner Meisterdetektiv Herlock Sholmes. Er trifft bald in Paris ein, begleitet von seinem Kollegen Wilson, und kündigt an, den Fall in 10 Tagen zu lösen; danach muss er für weitere Ermittlungen nach London zurückkehren.
Das bevorstehende Duell zwischen den Meistern auf beiden Seiten des Gesetzes verspricht Raffinesse, überraschende Wendungen und einen ungewissen Ausgang. Denn das Glück scheint ständig von einem zum anderen zu wechseln.

Wer wird also als Sieger hervorgehen? Der geschicktere Dieb oder der versiertere Detektiv?

Sprecher: Thomas Nicolai schafft es, die einzelnen Geschichten spannend vorzutragen.

Fazit: Wo Sholmes und Lupin zusammentreffen, ist Spannung garantiert.

Das Hörbuch gibt es in dieser Form nur bei Audible.






Samstag, 23. März 2024

Die Geschichte der Welt in Büchern von Irene Vallejo - Vorstellung

Irene Vallejo entführt uns in ihrem Buch Papyrus: Die Geschichte der Welt in Büchern“ auf eine faszinierende Reise durch die Entwicklung des geschriebenen Wortes. Von der Bibliothek von Alexandria über das Römischen Reich bis in unsere Zeit: Dabei begegnen wir rebellischen, nicht nur gewieften Buchhändlern, sondern auch unermüdlichen Geschichtenerzählern, die sich der Welt der Bücher verschrieben haben.

Der Schreibstil ist flüssig und verständlich, selbst für interessierte Laien. Der Leser verliert sich nicht in langatmigen Passagen. Dennoch sind die einzelnen Kapitel für meinen Geschmack etwas zu ausführlich in ihrer Informationsdichte. Schaubilder oder Übersichtskarten hätten den Text aufgelockert und zum Verständnis beigetragen. Wer tiefer in die Materie eintauchen will, im Anhang des Buches befindet sich ein Quellenverzeichnis, weiterführende Literatur und ein Personenregister.
Besonders beeindruckend ist die intensive Recherche der Autorin und ihre leidenschaftliche Begeisterung für das Thema. An vielen Stellen wird Vallejo persönlich, was das Buch von einem reinen Sachbuch abhebt – eine unerwartete, aber willkommene Wendung.

Wer „Papyrus“ von vorne bis hinten liest, sollte Zeit mitbringen. Da Buch ist voller Informationen, kein Werk, was man so nebenbei lesen kann.



Freitag, 22. März 2024

Der Kurier des Zaren von Jules Verne - Vorstellung

In der Ära von Zar Alexander II. entfaltet sich eine dramatische Szene im russischen Zarenreich. Irkutsk, die pulsierende Hauptstadt Ostsibiriens, ist von der Außenwelt abgeschnitten, und der dort residierende Großfürst, ein Bruder des Zaren, ist in der Gefahr, unwissend in die Fänge des Verräters Ogareff zu geraten. Ein dringendes Telegramm muss nach Sibirien gesendet werden, und die Verantwortung liegt auf den Schultern des jungen Offiziers Michael Strogoff.

Seine Reise beginnt in Moskau und führt ihn quer durch das weitläufige Reich bis nach Irkutsk in Sibirien. Es ist eine Reise voller Abenteuer, die ihn tief in die Weiten des russischen Zarenreichs führt und ihn zahlreichen Intrigen und Gefahren aussetzt.

Diese Erzählung ist ein lebendiges Porträt von Entschlossenheit und Mut,
sowie eine Hommage an den menschlichen Geist und die Fähigkeit, selbst unter den härtesten Bedingungen zu überleben. Als Leser erfahren wir viel über die russische Seele sowie über die Weite Sibiriens. Als Leser tauchen wir direkt in die Geschichte und den Spannungsbogen ein. Jules Verne schafft es, die aufgebaute Spannung bis zum Ende hin auf einem hohen Niveau zu halten.

Es ist eine Geschichte, die den Leser auf jeden Fall fesselt und ihn dazu bringt, die Grenzen seiner eigenen Entschlossenheit zu hinterfragen, einzig das Ende wurde für mich zu schnell abgearbeitet.

Fazit: Jules Verne in Bestform. Für mich eins seiner besten Werke.