Montag, 10. Oktober 2022

Dein Land in Schutt und Asche von Georg Adamah - Rezensionsexemplar

Deutschland im Jahr 2025, die gesellschaftliche Ordnung bricht zusammen. Gewaltbereite Reichsbürger und regierungstreue Kräfte liefern sich blutige Kämpfe, aber auch Russen, Chinesen und Amerikaner mischen um die Vorherrschaft in Deutschland und Europa mit. Als Ismael van Weyden in seiner Heimatstadt nicht mehr sicher ist, muss er Hals über Kopf seine Heimatstadt verlassen und ins weit entfernt Nordafrika flüchten. Auf seiner Flucht schließt er sich einer Gruppe kampferprobter Gestalten an und legt sein Schicksal deren Hände.

Der Autor Georg Adamah hat mit seinem Buch „Dein Land in Schutt und Asche“ eine düstere und leider eine brandaktuelle Zukunftsvision für unser Land erschaffen.

Auch wenn dies nicht der ursprüngliche Plan des Autors war, wie wir im Nachwort lesen können. Das Buch lässt sich flüssig lesen, der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit gelingt hier sehr gut. Gerne hätte ich mehr über die politischen Hintergründe und die Ursachen des Bürgerkriegs erfahren. Was mich ebenfalls etwas gestört hat, waren die „mystischen“ Elemente, diese hat die wunderbare Geschichte nicht nötig. Das Buch beschreibt genau, was es bedeutet, sein Land verlassen zu müssen: Von heute auf morgen alles zu verlieren und in ein fremdes unbekanntes Land zu flüchten. Einige Szenen sind sehr grausam beschrieben, passen aber genau deswegen zu dem Setting, welches in einem Kriegsgebiet spielt.

Fazit: Mehr Hintergrundinfos und weniger „Magie“ hätte mir persönlich besser gefallen, dennoch ist das Buch sehr spannend geschrieben. Am Ende muss sich jeder die Frage stellen: Wie hätte ich reagiert?

3,5 von 5 Sterne



Montag, 26. September 2022

Dracula von Bram Stoker - Meinung

Jonathan Harker ist ein junger Londoner Rechtsanwalt. Dieser soll auf Wunsch eines Grafen nach Siebenbürgen reisen, da dieser in London ein Haus erworben hat und nun seinen 'Umzug' nach London und die dazugehörigen Formalitäten klären lassen will. Auf seiner Reise zur Burg des rätselhaften Grafen Dracula kommt der junge Anwalt mit ein paar Bewohnern der Region in Kontakt, die alle recht besorgt sind. Eine Dame schenkt Harker sogar einen Rosenkranz. Angekommen auf der Burg, bemerkt er schnell, dass etwas nicht stimmt, doch für eine Rückkehr ist es längst zu spät und der Horror nimmt seinen Lauf.

Das Buch hat keinen „Erzähler", als Leser erfahren wir die Geschichte anhand von Telegrammen, Briefen, Tagebucheintragungen und Zeitungsartikeln. Dies macht die Geschichte äußerst greifbar, fast sogar ein wenig real. Wer Dracula lesen will, sollte zu einer möglichst originalgetreuen Übersetzung greifen, da der Charme der „alten“ Sprache dazu beiträgt, dass dieses Buch der Klassiker wurde, der er ist.

Die Figur des Dracula hat angeblich ein historisches Vorbild, Vlad III. Drăculea soll Bram Stoker inspiriert haben. Vlad war kein einfacher Zeitgenosse. Das Foltern und Töten seiner Feinde soll ihm ein sadistisches Vergnügen bereitet haben. Besonders das Pfählen war eine seiner bevorzugten Tötungsmethoden. Ob von hier auch die Idee kommt, Vampire ein Pfahl durch das Herz zu treiben ?





Donnerstag, 22. September 2022

Die heile Bookstagram Welt

Willkommen im Bookstagram Paradies! Hier haben wir uns alle lieb und sind alle gleich, große Accounts, kleine Accounts, Buchblogger, Bookstagramer, Witzbolde, Verlagsautoren und Selfpublisher. Deine Followerzahl völlig egal, wir sind eine große Familie, aber du musst eine Regel beachten: Niemand hat das Recht diesen heiligen Ort mit Kritik zu beschmutzen, niemand und ich meine niemand hat das Recht diesen Ort zu entweihen. Kritik ist unerwünscht. Wagst du dennoch Kritik zu äußern, kommt die Bookstagram Polizei. Bookstagram ein Ort der Glückseligkeit?

Nein! Ein Ort, wo Kritik nicht erwünscht ist, wo man für seine kritische Haltung an einem virtuellen Pranger gestellt wird, ist alles andere als das Paradies, es ist die Hölle! Ein Buch, was wirklich jeder mag, musst auch du mögen, wenn nicht wird deine Intelligenz und deine Daseinsberechtigung auf dieser Plattform in Frage gestellt. Doch auch die heillgen großen Accounts darf man nicht kritisieren, sie müssen ja alles richtig machen, weil sonst hätten sie nicht so viele Follower. Teilweise nimmt diese Art der Followerschaft gottesähnliche Ausmaße an. Wenn der heilige große Account sagt, ein Buch ist gut und man muss es gelesen haben, dann muss man es auch lesen. Wenn der große Account zu einer Challenge aufruft, dann hast du gefälligst mitzumachen und vergesse nicht meine heiligen Worte in deiner Story zu teilen, auf das mein Glanz weitere Nutzer erreicht.
Sind also alle auf Bookstagram gleich? Nein, liest du kein Mainstream, hast du es nicht leicht, gehörst du der falschen oder keiner Bubble an, dann hast du Pech. Und wenn du dich kritisch äußerst, pass auf, dass die Bookstagram Polizei dich nicht erwischt.
Befreit euch! Buchblogger dieser Welt vereinigt euch (sorry für die kommunistisch angehauchte Sprache) Seid kritisch, steht zu eurer Meinung, steht dafür ein, verteidigt sie und lasst euch niemals unterkriegen, lest was ihr wirklich wollt. Glaubt nicht alles was ihr auf Bookstagram seht und wenn doch mal eine Diskussion zu heftig wird, denkt dran: Bookstagram ist eine Scheinwelt mit ein paar Göttern, die sich oft zu wichtig nehmen.

Freitag, 16. September 2022

Ist Social Media zu klein für Literatur?

Alles muss immer schneller werden, ausführliche Buchbesprechungen finden gar nicht mehr statt. Was früher der Feuilleton Teil der Tageszeitung war, ist heute der Social Media Account. Begrenzt auf 2.200 Zeichen sollen wir über ein Buch schreiben, unsere Gedanken den Lesern mitteilen, Werke, die tiefgründig sind, werden komprimiert auf wenige Zeichen. Dieses Problem betrifft Klassiker ebenso wie Gegenwartsliteratur. Stephen King, der gerne ausführlich schreibt, bekommt im besten Fall nur 2.200 Zeichen, dabei sind seine Werke oft gesellschaftskritisch und ausführlich. Buchkritiken brauchen Platz, doch in einer Zeit, in der Zeit immer kostbarer wird, kommt es auf den Inhalt gar nicht mehr an. Bücher werden in die Kamera gehalten, es wird ein Foto gemacht, der Klappentext runtergeschrieben, zwei Sätze zur eigenen Meinung, das wars, die Zukunft sieht aber nicht besser aus, kurze Videos sollen den Inhalt gar nicht mehr präsentieren, es wird gezeigt, dass man Bücher besitzt am besten noch irgendwie "lustig" verpackt das wars. 5 Videos weiter wissen wir gar nicht mehr welches Buch präsentiert wurde. Wir Social Media Nutzer wollen immer und immer mehr konsumieren, da noch ein Reel, da noch ein Short, da noch ein TikTok Video, Hauptsache schnelle Unterhaltung, der Inhalt ist fast egal, das nächste Video wartet schon. Wir sind gefangen in unserem eigenen Nutzungsverhalten.
Einer der Auswege aus der Misere können Podcast oder Booktube sein, doch nicht jeder traut sich vor die Kamera oder vors Mikro und die Konsumenten brauchen Zeit die Folgen zu hören (was man prima nebenbei machen kann). Ein weiterer Ausweg wären die guten alten, in Vergessenheit geratenen Blogs. Hier ist die Anzahl der Zeichen völlig egal, hier kann man näher auf ein Werk eingehen und schreiben, was die Tastatur hergibt.

Ich hoffe auf einer Zeit, in der der Inhalt wieder mehr zählt als schnelle Unterhaltung. Ja Social Media ist in meinen Augen zu klein für Literatur.

Donnerstag, 15. September 2022

Zähne putzen, Pipi machen / Wieso? Weshalb? Warum? Junior Bd.52 von Frauke Nahrgang - Meinung

Die Kinder-Sachbuchreihe "Wieso? Weshalb? Warum? junior" beantwortet die wichtigsten Fragen unserer Kinder leicht und verständlich. Im bereits 52. Band der Reihe geht es nicht nur um das Thema Zähne putzen und Pipi machen, sondern auch um das Thema Körperpflege im Allgemeinen. Die Abbildungen sind liebevoll und detailreich, kleine Klappen (ideal für große und kleine Hände) laden Kinder dazu ein, das Badezimmer zu erkunden und so manches Geheimnis zu endecken. Das Buch besteht aus einer robusten Spiralbindung.


Altersempfehlung laut Verlag: 2 bis 4 Jahre



Mittwoch, 14. September 2022

Der Ring des Nibelungen von Richard Wagner - Hörspiel Teil 4 "Götterdämmerung" – Meinung

Der Drache Fafner sei tot, Wotan hat einen Großteil seiner Macht eingebüßt. Die Welt hat sich weitergedreht. Siegfried der strahlende Held macht sich auf zu neuen Abenteuern, als Zeichen seiner Liebe und Treue lässt er den legendären Ring bei seiner Liebsten Brünnhilde.

Bei seiner Reise kommt Siegfried an den Hof der Gibichungen, nichts ahnend, dass er sich dort in großer Gefahr begibt, denn mächtige Feinde wollen ihm an den Kragen und ein alter Bekannter will „seinen“ Ring zurück. Doch auch Brünnhilde muss weitreichende Entscheidungen treffen.

„Götterdämmerung“ ist der vierte und letzte Teil der Hörspielreihe, "Der Ring des Nibelungen" von Richard Wagner, herausgegeben vom Rundfunk Berlin-Brandenburg. Wie bereits in den Teilen zuvor, schaffen es die Sprecher an der richtigen Stelle Spannung zu erzeugen. Die Sprecher sind authentisch und passen zu ihren Rollen, wobei ich  (wie bereits im Teil davor) die Stimme von Siegfried nicht passend finde und mir eine andere gewünscht hätte.

Die musikalische Untermalung kommt leider erneut etwas zu kurz, aber der Teil fügt sich ebenfalls perfekt in diese wunderbare Hörspiel-Reihe ein.

Fazit: Wagners berühmte Oper findet hier eine gelungene Neuinterpretation und einen gelungenen Abschluss. Die Teile lassen sich wunderbar voneinander unabhängig hören. 




Dienstag, 13. September 2022

Schlafen gehen von Kathrin Lena Orso und Jens Ohrenblicker - Meinung

Für gute Laune am Abend sorgt dieses wunderschön gestaltete Buch vom Ravensburger Verlag. In lustiger Reimform wird das Zubettgehen der einzelnen Tiere beschrieben, wie z.b. sich der Löwe Lockenwickler in die Haare dreht, ein Bär so laut schnacht, dass seine Nachbarn nicht schlafen können oder der niedliche Koala, der noch im Schlaf weiter isst und schmatzt. 

Die Illustratorin Sonja Bougaeva hat wunderschöne und passende Illustrationen für die Reime entwickelt und macht das Buch somit zur perfekten Zubettgeh-Lektüre für kleine Kinder, an dem auch Eltern ihre Freude haben.

Altersempfehlung laut Verlag: ab 2 Jahre




Montag, 12. September 2022

Der Würfler von Luke Rhinehart - Rezension

Luke Rhinehart ist ein erfolgreicher Psychoanalytiker, sein Leben langweilt ihn bis er eines Tages einen Würfel bei sich entdeckt. Von nun an lässt er bei allem, was er tut den Würfel entscheiden und entdeckt so die vielen Facetten seiner Persönlichkeit und die dunkelsten Ecken seiner Seele. Sein neuestes Motto heißt: „Würfeln heißt glauben“.

Das Buch „ Der Würfler“ erzählt in der Ich-Perspektive, die Geschichte von Luke Rhinehart. Luke lässt anfangs nur Dinge seines Alltags erwürfeln  z.b die Behandlungsformen seiner Patienten, Kindererziehung oder auch in welche Stellung er und seine Frau Sex haben. Ich finde die Theorie, einen Würfel für sich entscheiden zu lassen ziemlich faszinierend und das ist beim Lesen des Buches auch wichtig, man muss offen sein für Neues, um in die Geschichte einzutauchen. Das Buch lässt sich mehr oder weniger flüssig lesen, was aber bei der komplexen Thematik völlig in Ordnung ist. Luke Rhinehart entwickelt die Theorie, dass jeder Mensch eine Art "multiple Persönlichkeit" besitzt und auch das Buch lässt sich nicht einfach in ein Genre einordnen. Die Story kritisiert unsere Gesellschaft und sprengt sämtliche gesellschaftliche Normen auf. Auch der den Beruf der Psychoanalytiker und Psychologen kommt hier nicht gut weg.

Als Leser bekommen wir den „Zerfall“ von Lukes Persönlichkeit hautnah mit. Ein negativer Punkt wäre vielleicht, dass die Geschichte stellenweise doch zu lang gezogen wirkt.

Eigentlich bin ich kein großer Freund von Trigger Warnungen, aber dieses Buch sollte mit Vorsicht genossen werden. Ich habe es mal getestet bei Entscheidungen den Würfel zu befragen und es war/ist eine sehr interessante Erfahrung.
 
Fazit:  Wer Lust auf ein Buch hat, welches nicht alltäglich ist, oder einfach Lust auf ein Experiment hat, ist hier genau richtig.

Sterne erwürfelt: 1

Persönliche Meinung: 4,9 von 5 Sterne

Vielleicht kann ja bei der Wahl des nächsten Buches der Würfel helfen. Wer würde sich trauen, Entscheidungen zu er würfeln, wenn mehrere Möglichkeiten zur Auswahl stehen.





Donnerstag, 8. September 2022

Schafe für die Wölfe von Thomas Müller - Rezensionsexemplar

Was haben ein Inuit und ein französisches Rentnerpaar gemeinsam? Beide wurden Opfer von skrupellosen Investmentberatern, die keine Spur von Reue zeigen, für sie zählt nur der Spaß und das schnelle Geld. Als 2007 das Banken- und Finanzsystem kurz vor dem Kollabieren war, treffen Politiker und Bänker verhängnisvolle Entscheidungen, die 10 Jahre später zu einem Gerichtsprozess führen, auf den die ganze Welt schaut. Haben Ethik und Anstand in einer Welt, wo nur das schnelle Geld zählt überhaupt eine Chance?

Das Buch "Schafe für die Wölfe" von Thomas Müller ist ein spannender Wirtschaftsroman, der uns Leser einen tiefen Einblick in die Finanzwelt und deren Verknüpfungen gibt. Der Roman ist spannend geschrieben und das Personenregister am Ende des Buches hilft uns die vielen Protagonisten zuzuordnen, dies hat mir sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist flüssig, somit lässt sich das Buch gut lesen, auch weil immer wiederkehrende Bezeichnungen wie z.B. Premierminister mit durch PM ersetzt werden. Ein paar Handlungsstränge sind aber für meinen Geschmack zu ausführlich beschrieben. Auch mit einem digitalen Avatar konnte ich mich nicht anfreunden, da er zu futuristisch ist für den Zeitraum, in dem die Handlung spielt.

Fazit: Eine schonungslose Abrechnung mit dem Banken- und Finanzsystem.



Mittwoch, 24. August 2022

Die Hüterin der Adler von Uta Pfützner - Rezensionsexemplar

Julia und ihre Großmutter sind unzertrennlich, beide sind nicht nur verwandtschaftlich sondern auch durch Jahrhundert alte Geheimnis miteinander verbunden. Je mehr Zeit Julia bei ihrer Großmutter verbringt, desto mehr vertieft Julia ihre Bindung zur Natur. Mit der Zeit lernt Julia die Riesenseeadler kennen und lieben. Von Ihrer Großmutter erfährt sie, dass die Adler seit Jahren auf eine neue Hüterin warten. Jahre später widmet Julia ihr gesamtes Leben der Arterhaltung dieser Tiere; doch Korruption, Vetternwirtschaft und dunkle Magie machen ihr das Leben schwer und versuchen das, was Julia sich aufgebaut hat zu zerstören. Was hat der Geschäftsführer der großen Lachsfarm mit all dem zutun und wie kann Julia ihre Tochter Erina vor all dem beschützen?
 
Wir leben in einer Zeit, wo alte Legenden und Mythen immer weniger Platz in unserem täglichen Leben finden. Die Autorin Uta Pfützner schafft es in ihrem Buch „Die Hüterin der Adler“, uns ein paar dieser Legenden näher zu bringen. Doch als Leser lernen wir nicht nur etwas über Schamanismus im alten Russland, sondern auch über das Leben in der ehemaligen Sowjetunion und wie Menschen aufgrund ihres Glaubens und ihrer Denkweise verfolgt und bedroht wurden. Und genau hier liegt die Stärke in diesem Buch. Die Autorin schafft den Spagat zwischen Magie und Realität. Beim Lesen hätte ich mir eine Russland-Karte gewünscht, um besser verstehen zu können, in welchem Teil vom Russland die Geschichte spielt und welche Entfernungen die Protagonisten überbrücken und wie weit das die Geschichte von der Hauptstadt Moskau entfernt spielt. Ich muss zugeben, vom Osten des Landes habe ich null Ahnung.
 
Fazit: Vielleicht ist die Geschichte stellenweise etwas zu lang, aber ich habe mich die meiste Zeit in der und mit der Geschichte wohl gefühlt. Gerne hätte ich mehr über den Schamanismus erfahren und wie es zu der Verbindung mit den Adlern gekommen ist. Planwirtschaft und Kontrolle trifft auf Natur und Freiheit. Wer würde nach dem Lesen nicht gerne wie ein Adler fliegen.
 
3,9 von 5 Adler