Buchrezension zu "Catnip: Vlog einer Segelreise" von Gerd-Gustl Müller - Rezensionsexemplar

Ein Bootsbesitzer, der keine Ahnung vom Segeln hat, eine Betreiberin eines YouTube-Kanals, die nichts außer einem alten Van und ihrem Kameraequipment besitzt, und ein IT-Nerd, der sich selbst im Wege steht und seine Ex Lia unbedingt zurückhaben will.

Was anfangs nach einem bunt zusammengewürfelten Haufen ohne Gemeinsamkeiten klingt, entpuppt sich auf den zweiten Blick als eine Gruppe von Menschen, die sich nicht hätten besser zusammenfinden können (wobei ich Zoli hier etwas ausklammern möchte).

Ich liebe Geschichten mit interessantem Setting und/oder Figuren. Letzteres habe ich in diesem Buch leider nicht gefunden, obwohl das Setting es hergibt. Die Figuren bleiben leider blass, hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Auch hätte ich mir mehr Interaktion untereinander gewünscht, besonders wenn mehrere Menschen auf engem Raum zusammenkommen, vor allem Menschen, die alle etwas suchen und in ihrem Leben etwas vermissen. Zoli nimmt hier aber eine Sonderrolle ein. Achtung, folgenden Absatz überspringen wegen Spoilergefahr.

Zoli ist in meinen Augen ein Lügner, Betrüger und ebenfalls gewalttätiger Mensch, der ein 'Nein' nicht akzeptieren kann. Er stellt Lia nach und hat auch sonst weitere dunkle Geheimnisse, dennoch verzeiht Lia ihm zu schnell, was für mich keinen Sinn ergibt. In meinen Augen sucht er nicht nach einem tieferen Sinn in dem, was er macht, er ist eher davon getrieben, nicht allein sein zu müssen. Er wirkt die ganze Geschichte wie ein Störfaktor mit Gefahrenpotenzial, aber da passiert nichts.

Warum ich das Buch dennoch interessant fand, ist, dass es eben doch nicht den Weg einschlägt, den sonst Bücher mit ähnlichem Setting nehmen. Es entsteht keine Liebesgeschichte, Momo ist auch kein Held, der Lia vor Zoli beschützen will, und Zoli dreht auf dem Schiff nicht durch. Diese drei Personen finden jeder für sich einen Weg, miteinander umzugehen. Auch konnte ich viel über das Segeln und die dazugehörigen Gefahren lernen, auch der Spannungsbogen ist interessant geknüpft.

Fazit

Leider fehlt der Geschichte etwas Tiefgang, aber dennoch ist es ein interessant geschriebener Roman.